Retortenfleisch? Ja suuuuper!

Gut oder billig? Foto@2013AchimMunck

Es gibt erste Erfolge bei der Herstellung von irgendetwas Fleisch ähnlichem aus dem Reagenzglas. Wunderbar.Die meisten Menschen graust es, andere finden es gut. Die Gründe beider Gruppen sind nachvollziehbar, aber alle Gründe sind falsch.

Die meisten Fleischliebhaber behaupten, das könne garkein Fleisch sein, da es nicht vom lebenden Tier kommt und es sei sicherlich so ungenießbar wie Veggieburger. Und außerdem sei das auch  garnicht möglich, Kunstfleisch in den benötigten Mengen zu züchten.  Und sie warnen davor, dass die Produktion von Kunstfleisch unsere Essgewohnheiten dauerhaft schädige, da es nichts natürliches mehr gäbe. Die das Retortenfleisch gut finden, wissen zwar auch nicht, ob es überhaupt funktionieren wird, wünschen sich aber, dass solche Art von Fleisch das Tierwohl verbessert und die Umwelt schont.

Der Unsinn beider Seiten wird schon jetzt offensichtlich, denn nicht (nur) die Veggieburger sind ungenießbar, sondern auch das meiste des heute produzierten Fleischs. Und wenn die Befürworter des Retortenfleisches meinen, dass keine Tiere mehr getötet werden müssen, dann sind sie auf dem Holzweg. Der Bedarf nach gutem Fleisch wird eher zunehmen und dazu müssen Rinder, Schweine, Schafe, Hühner, Kängurus, Krokodile, Schlangen, Fasane, Wildschweine, Rehe und Hirsche und viele mehr weiterhin umgebracht werden. Die Frage ist allerdings, wie.

Was stimmt wirklich? Machen wir mal ein Gedankenexperiment. Vorher müssen wir uns darüber klar sein, dass die Produktion von Retortenfleisch kommen wird. Alles was denkbar ist und in Ansätzen funktioniert, wird kommen und zwar schneller und umfassender als sich die meisten Leute das heute vorstellen können. Das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche. Und da gibt es mehr als hinreichende Beispiele:

  • Wer hätte vor 50 Jahren gedacht, dass die Computer uns in vielen Bereichen bereits überholt haben?
  • Das Klonschaf Dolly wurde noch belächelt, weil es nach wenigen Jahren einging. Heute ist das Klonen von Säugetieren an der Tagesordnung, z.B. beim Pferdesport und bei vielen Nutztieren. Chinesische Forscher haben jetzt Primaten (Affen) geklont.
  • Atombomben. E gleich m mal c Quadrat, wer hätte das gedacht?
  •  Fracking Gas und Öl
  • Gentechnik
  • etc.

Alles Technologien, die sich aus winzigsten ersten Schritten entwickelt haben, anfangs belächelt wurden und jetzt großtechnisch eingesetzt werden. So ist der Mensch: Was denkbar ist, irgendwie funktioniert UND viel Geld bringt, wird gemacht. Dass mit der Produktion von Retortenfleisch möglicherweise viel Geld zu verdienen ist, beweisen die Firmen, die investieren. Es sind die gleichen, die heute pervers genug sind, die Bevölkerung mit billigstem Fleisch aus großindustrieller Tierquälerei zu vergiften, wie Wiesenhof zum Beispiel.

Ergo, Retortenfleisch wird in Unmengen produziert werden. Es dauert vielleicht 20, eher nur 10 Jahre.

Was sind die Vor- und die Nachteile? Nachteile hat es überhaupt keine, nur Vorteile. Aber andere, als heute kommuniziert werden.

Es wird dazu führen, dass richtiges Fleisch sehr viel teurer wird und dass sich nur noch die wenigsten Menschen leisten wollen oder können, 60 kg Fleisch im Jahr für vielleicht 50 € pro kg zu essen. Das ist gut, richtig und wichtig.

Warum? Die Masse frisst heute Riesenmengen Fleisch und das möglichst billig. Prämisse ist bei den allermeisten Konsumenten ausschließlich der niedrige Preis. Selbst der größte Blödmann weiß heutzutage

  • dass man sich mit Antibiotika vergiftet,
  • dass es nicht gesund ist und man sich auf Raten selbst umbringt,
  • dass die Viecher unglaublich gequält werden,
  • dass die Schlachter in den Fabriken ausgebeutet werden,
  • dass durch die Scheiße, die aus den Ställen kommt, die Felder, Bäche, Flüsse und unser Trinkwasser verseucht werden.

Egal, Hauptsache billig und viel. Da es nur auf den Preis ankommt, wird auch das Retortenfleisch reißenden Absatz finden, wenn es nur wenig kostet und einen schönen Namen bekommt. Beispiel: Guter Schinken ist teuer. Der meistverkaufte Schinken ist allerdings so genannter Formvorderschicken. Das sind Fleischreste, die mit Enzymen zu einem großen Fleischbrocken verpresst werden. Chicken Nuggets sind eine ähnliche Perversion. Genauso wird es in Zukunft Hackfleisch aus der Retorte geben und eine Art Schnitzel aus gezüchteten und gepressten Fleischfasern angeboten werden. Das meiste Fleisch wird in Zukunft aus der Retorte kommen und die meisten Verbraucher werden sich freuen, weniger bezahlen zu dürfen.

Folge: Massentierhaltung und die Produktion des heutigen Billigfleisches wird sich nicht mehr rechnen, weil sie ihren Mist nicht mehr verkaufen können. Großmästereien werden radikal umstellen müssen auf die Produktion von Retortenfleisch. Wiesenhof hat es erkannt und investiert bereits. Konventionelles Billigfleisch wird nicht mehr wettbewerbsfähig sein, denn der einzige Vorteil für den blöden Verbraucher ist der Preis. Es wird überflüssig und aussterben. Übrig bleiben die Retortenfirmen und die teuren. Letztere gibt es heute schon. Wenn man beim Bio-Produzenten Rumpsteak kauft, dann bezahlt man gerne(!) 40 € pro Kilo. Wunderbar. Das wird bleiben. Ich höre schon das Gejammer: „Das kann sich doch keiner leisten.“ Doch kann man, aber nur einmal in zwei Wochen. Dann ist das ein Genuss und macht Spaß. Alles andere ist einfach nur doof.

Was wird noch an Argumenten  gegen das Retortenfleisch ins Feld geführt: Es braucht sehr viel Energie, es braucht tausende von Tonnen Nährlösung, es geht nicht ohne Chemie. Wo ist das Problem? Energie wird genügend da sein, die größten Massenproduzenten sind heute in der nördlichen Hälfte der Republik, da kommt der Windstrom leichter hin als nach Süddeutschland. Nährlösung wird aus Erdöl synthetisch erzeugt, die Erdölproduzenten brauchen neue Absatzmärkte, wenn die Autos elektrisch fahren sollen. Und die Chemie: Da werden sich die Konsumenten ja garnicht umzustellen brauchen, denn die ist heute schon in ihrem Lieblingsburger enthalten.

Ich freue mich schon auf den massenhaften Verzehr von Retortenburgern und -schnitzeln. So lange es die doofen Billigheimer in sich hineinschieben. Dann bleibt mehr gutes Fleisch für mich.

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Ein Kommentar zu “Retortenfleisch? Ja suuuuper!”
  1. Hallo Achim,
    mal wieder ein herzhafter Blog von dir!
    Beim Lesen musste ich unwillkürlich an den letzten Veggiburger in Frankfurt, Berger Strasse 77 denken.
    Der Laden heisst Wiesenlust und macht die besten Burger im Umkreis. Die Burger haben Sternequalität, da lässt du jeden Hormon-/Antibiotika-/Fleischburger mit roter Amizuckerpampe liegen.
    Auch wird der traditionsbewusste Spanier nicht auf seinen Serrano-Schinken verzichten. Ich werde mir heute mittag wieder ein paar Scheibchen gönnen (natürlich vom ganzen Stück und nicht aus der ALDI Erdölverpackung).
    Wer Retortenburger und -schnitzel inhalieren mag….bitte sehr. Beim Durchmarsch durch den REWE, ALDI, Globus usw. ist mir sowieso immer schleierhaft, wer die 90% der Industrieprodukte kauft, an denen ich immer nur angewidert vorbeigehe.
    Die Leute die diesen Ernährungsmüll kaufen, werden nach kurzem Zögern auch die Theken mit Retortenfleisch erbarmungslos stürmen.
    Mich wirst du dort allerdings nicht antreffen, die Marktlücke für qualitativ hochwertige, natürliche Lebensmittel wird erhalten bleiben.

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